Donnerstag, 29. Dezember 2011

Frank Schätzing | Ästhetisierung des Desasters



Der Schwarm-Autor Frank Schätzing hat ständig die Zukunft im Kopf. Doch nicht nur ihm scheint es so zu gehen: „Man weiß, dass wir gedanklich 80 Prozent der Zeit in der Zukunft verbringen und kaum noch in der Gegenwart. Wir richten unser Handeln nach Szenarien aus, die noch gar nicht eingetroffen sind. Gerade in wohlhabenden Ländern werden Zukunftsvorstellungen als Horrorszenarien aufgebaut – dies führt dazu, dass wir nicht mehr versuchen das Meiste richtig, sondern das Wenigste verkehrt zu machen.“ In einer Welt, in der Handlungsbedarf besteht, sei dies fatal, so Schätzing.

„Wir müssen lernen mit der globalisierten Information richtig umzugehen. Früher gab es das Desaster vor der eigenen Tür. Der Eindruck, dass die gesamte Welt auf den Abgrund zusteuert, konnte damals nicht entstehen. Heute ist es nicht wesentlich anders. Die Kumulation von Schreckensmeldungen bedeutet nicht automatisch, dass die Welt schlechter wird.“

Dem 54-Jährigen kommen geschürte Zukunftsängste jedoch entgegen, schließlich lebt er von der Ästhetisierung des Desasters: „Es gibt nichts Schöneres, als sich eine Situation auszudenken, die dann eskaliert und es eskaliert nochmal und nochmal. Aber das ist in dem Moment Unterhaltung, das ist ganz klar. Darum schreibe ich Thriller.“

Über Frank Schätzing
Der Schwarm hat seit Erscheinen bis 2010 eine Gesamtauflage von rund 3,8 Millionen Exemplaren erreicht und wurde weltweit in 27 Sprachen übersetzt. 2009 erschien der Zukunftsthriller Limit bei Kiepenheuer & Witsch.

Links
Weitere Impressionen vom ConventionCamp 2011: www.olehoffmann.com

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